Die Kirche feiert 40 Tage nach Ostern und 10 Tage vor Pfingsten das Fest Christi Himmelfahrt. Dazu einige kurze Gedanken:
Wir alle wünschen uns einen Platz an der Sonne. Dieser Wunsch kann – je nach Situation – vielerlei beinhalten:
- Für einen arbeitslosen Menschen kann der Platz an der Sonne ein fester Arbeitsplatz sein;
- Für einen Kranken ist es die Gesundheit;
- Für einen einsamen Menschen mag es Zuwendung von Mitmenschen sein;
- Für ein Kind ist der Platz an der Sonne das Gefühl der Geborgenheit in einer Familie;
- Für einen Fremden ist es die Erfahrung, dass er trotz seiner Andersartigkeit an- und aufgenommen wird.
- Für einen schuldiggewordenen Menschen ist es die entgegengestreckte Hand zur Versöhnung.
Alle wünschen sich einen Platz, an dem Leben gelingt und glückt. Aber diese Erwartung auf ein heiles, ein geglücktes Leben geht oft nur zeitweise oder teilweise in Erfüllung. Es gibt nicht wenige Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen.
Keinen Platz an der Sonne finden, sondern auf der Schattenseite des Lebens stehen: diese leidvolle Erfahrung menschlichen Lebens machte auch Jesus von Nazareth.
Schon bei seiner Geburt war für ihn kein Platz in der Herberge. Später treiben ihn seine Landsleute ans seiner Heimatstadt Nazareth hinaus. Schließlich wird er draußen vor den Mauern Jerusalems gekreuzigt.
Diesen Jesus aber, so bezeugt es die zweite Lesung des heutigen Festes, nämlich im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus, diesen Jesus hat Gott von den Toten auferweckt und im Himmel auf den PLATZ zu seiner Rechten erhoben (Eph 1,20).
Gott, der Vater Jesu und unser Vater, hat Jesus vom letzten Platz, den Menschen ihm zugewiesen haben, emporgehoben auf den ersten Platz, wir können auch sagen, auf den Platz an der Sonne. Denn die Sonne ist in vielen geistlichen Liedern, in Hymnen und alten Texten ein Synonym für Gott, das strahlende Licht.
So gibt uns dieses Fest Christi Himmelfahrt die Hoffnung, dass auch wir nach unserem Tod bei Gott einen Platz finden werden. Ausdrücklich sagt Jesus nämlich in seiner Abschiedsrede: „Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14,2.3).
Dieser Platz bei Gott wird für uns im tiefsten Sinn des Wortes der Platz an der Sonne sein. Denn nur bei Gott wird unser tiefes Verlangen nach Heimat und Geborgenheit, nach Frieden und Lebensglück umfassend und auf ewig erfüllt werden.
Christi Himmelfahrt – nicht nur ein langes Wochenende, sondern ein Ausblick auf das, was noch auf uns wartet.
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