GRANDIOS ist dieser Tag, noch dazu bei so strahlendem Wetter, an dem wir als Stiftspfarreien zusammenkommen, um unser großes Anliegen gemeinsam vor den gran Dios, den großen Gott zu tragen.

1)  Ruft an!

Ruft an! Wenn wir jemanden per Telefon oder heute meist mit Handy oder Smartphone anrufen, dann braucht es oft lange, bis wir den Betreffenden erreichen. Gott können wir immer anrufen. Die Verbindung mit ihm ist nie besetzt. Er hebt immer ab und sofort. Natürlich erfüllt er nicht immer gleich unsere Bitten, was in seiner allmächtigen Weisheit uns zunächst verborgen bleibt und manchmal erst sehr spät deutlich wird. Ruft an! 

Im heutigen Evangelium ermuntert Jesus seine Jünger, den Herrn anzurufen und ihn um Arbeiter für seine Ernte zu bitten. „Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte zu senden“. Es geht zunächst um das Gebet. Wir dürfen den großen Gott zu jeder Zeit anrufen.

Ruft an! Das ist die mystische Dimension unseres Glaubens. Und das ist ein Dauerauftrag für uns Christen: Die Gemeinschaft mit Gott täglich zu vertiefen. Wir dürfen den gran Dios, den großen Gott in allem anrufen. Wir dürfen ihn bitten, zu ihm klagen; aber vor allem  - und das ist unsere ureigenste Aufgabe – wir dürfen und sollen ihn loben und preisen.

Jeder einzelne, jede Familie, Partnerschaft, Freundschaft, jede Pfarre, jede Weggemeinschaft ist eingeladen, Gott täglich zu preisen. Sollte es einmal nicht möglich sein, die Eucharistie feiern zu können, weil kein Priester vor Ort ist: dann gibt es viele Formen des gemeinsamen Gebetes, eines Gottesdienstes: Andachten, Stundengebet, Wort-Gottes-Feiern, Anbetung, in denen wir die Freundschaft mit Gott erneuern. Ruft ihn an! Heute rufen wir den gran Dios, den großen Gott an in einem ganz wichtigen Anliegen: Wir bitten ihn um Arbeiter für seinen Weinberg.

2)  Ruft auf! 

In der Lesung aus dem Buch Samuel haben wir die Berufungsgeschichte des Propheten Samuel gehört. Der Hohepriester Eli bemerkt, dass Samuel von Gott gerufen wird. Nachdem Samuel meint, es sei Eli gewesen, der ihn gerufen hat, antwortet der ihm: Leg dich wieder schlafen. Und wenn Gott dich wieder ruft, dann antworte: „Rede, Herr, denn dein Diener hört“. Die ersten dreimal antwortet Samuel dem Eli jedes Mal: „Hier bin ich, du hast mich gerufen“.

Wenn eine Ordensfrau oder ein Ordensmann die ewigen Gelübde ablegt, dann wird sie oder er vom Oberen aufgerufen. Er oder sie antwortet: Hier bin ich! Und wenn ein Mann - vielleicht in Zukunft auch eine Frau – zum Diakon oder Priester geweiht wird, dann wird er vom Bischof aufgerufen und antwortet: Hier bin ich.

Wir brauchen Ordensleute, die für uns prophetisches Zeichen sind, Spezialisten im Gebet, die hellhörig sind für die Stimme, für den Ruf Gottes, die auch für uns beten, die hinweisen auf den Himmel, auf das ewige Glück beim Großen Gott – beim gran Dios.

Und wir brauchen Priester, damit wir das feiern können, was Höhepunkt und Quelle unseres christlichen Lebens ist: die hl. Eucharistie. 

Papst Franziskussagte einmal in einem Interview zum Thema „geweihtes Leben“:„ Ich meine jene Priester, Ordensschwestern und Ordensbrüder, die in irgendeinem Randgebiet tätig sind, auch wenn es vielleicht mitten in der Stadt liegt. Jene geweihten Personen, die keine Ansprüche stellen, die keinen Lärm machen, sondern arbeiten, ohne sich selbst wichtig zu nehmen. Jene, die Theologie des geweihten Lebens betreiben, indem sie leben, indem sie beten: jene Menschen, die so etwas wie eine Grunddemut besitzen. Es sind hart arbeitende Menschen, und sie nehmen ihr Leben als Geweihte sehr ernst, im Bildungsbereich ebenso wie in den Pfarreien, in den Krankenhäusern, in den Missionen oder wo auch immer sie im Dienst der anderen tätig sind. Es sind wirklich Menschen, die sich verausgaben, ohne auf sich selbst zu schauen. Sie geben alles mit vollen Händen“ – so Papst Franziskus.

Zurück zum Ruf Gottes, auf den Ordensleute und Priester antworten: Hier bin ich!

Auch bei der Erwachsenentaufe spricht der Täufling „Hier bin ich!“. Gott hat jeden von uns aufgerufen und eingeladen als ein anderer Christus die Botschaft vom Heil und Glück auszurufen und weiter zu sagen, vor allem durch ein Leben, das dem Ruf Christi entspricht.

Wir sind von Gott Angerufene! Gott hat uns bei der Taufe und bei der Firmung aufgerufen.

P. Christian Marte vom Jesuitenorden hat heuer beim „Tag des geweihten Lebens“ erzählt, dass in seinem Büro, schön eingerahmt, seine Taufurkunde hängt. Diese Urkunde ist gleichsam die Bestätigung des Anfangs unseres Christseins, so wie der Reisepass unsere Staatsbürgerschaft bestätigt. 

Wäre es nicht eine Idee, unsere Taufurkunde wieder einmal herauszusuchen, sie an einen besonderen Platz hinzulegen oder eingerahmt aufzuhängen, um an unsere Berufung als Christen erinnert zu werden? Auch möchte ich sehr empfehlen, das Datum unserer Taufe in unseren Kalender einzutragen und am Jahrestag unserer Taufe ein kleines Fest zu feiern und/oder eine Dankeswallfahrt zu machen.

Gott ruft alle Christen auf, mitzubauen am Reich Gottes. 

Deshalb ist jeder Christ aufgerufen, seinen Teil zu tun. Jeder kann auf seine Art predigen, vor allem im täglichen Leben. Tauschen wir uns aus über das gelebte Wort Gottes. Leben wir Solidarität untereinander und seien wir aufmerksam gegenüber dem oft versteckt lebenden armen und in Not geratenen Nachbarn. Bauen wir Netzwerke auf, Wegge-meinschaften, Familienrunden. 

Gemeinschaften von Getauften sind „Herdfeuer des Glaubens“. Dieses Feuer muss wieder entzündet werden. Es ist nämlich das Feuer des Heiligen Geistes, den wir für einen nachhaltigen Erneuerungsprozess unbedingt brauchen – wie Bischof Hermann in der Präambel zum Perspektivenpapier der Diözese Innsbruck schreibt. Das Reich Gottes bauen wir nicht auf durch Strukturen und Ämter – das alles braucht es natürlich auch. Aber in erster Linie geht es um ein Leben nach dem Evangelium. Dazu ist jeder und jede gerufen und berufen. Also: Ruft auf durch ein Leben als ein anderer Christus!

Liebe Mitchristen! Gott hat uns gerufen, aufgerufen, und er ruft uns jeden Tag. Jetzt liegt es an uns:

1)  Deshalb rufen wir ihn an, den gran Dios, den Großen Gott im Gebet und antworten wie Samuel: Hier bin ich. Rede, Herr, dein Diener hört!

2)  Haben wir mehr Mut und Courage, die Mitmenschen aufzurufen, diesem Weg zu folgen, vom dem wir überzeugt sind, dass er unserem Leben Halt gibt, Orientierung, Kraft und Hoffnung.

Ruft an und ruft auf!  So sei es!

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