St. Bartholomäus 2018
(Mt 5,13-16)
Ihr seid das Salz der Erde
Gehören wir auch zu den großen Jammerern? Die Kirchen sind fast leer außer bei großen Festen oder Begräbnissen. Es werden kaum noch christliche Werte weitergegeben. Die Bewohner vor allem der Großstädte sind schon weitgehend verweltlicht. In manchen Ländern sind die Gotteshäuser bereits umfunktioniert zu Buchhandlungen, zu Cafes, Kunsthäusern, Konzerthallen, zu Partylokals oder gar Autowerkstätten wie z. B. in Holland. Die Zahl der Erstkommunionkinder und der Firmlinge geht rapide zurück; usw., usw.
Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner hat vor einiger Zeit eine Studie über Religionen in Österreich herausgebracht. Sein Fazit: Die Kirchen nähern sich wieder dem biblischen Normalfall - nämlich als Minderheit in der Gesellschaft. Angesichts des abnehmenden Anteils von Katholiken an der Bevölkerung sollte die Formel „nur noch“ vermieden werden: „Es gibt nur noch so und so viele Priester, nur noch so und so viele Christen.“ „Diese Benchmark orientiert sich an vergangenen Zeiten, wo 100 Prozent der politisch wie pastoral idealisierte Normalfall waren“.
Und deshalb müssen wir Christen wieder vermehrt das sein, was Christus von seinen Jüngern verlangt, ja ihnen zutraut. Eigentlich ist es ein Ehrentitel für uns Christen: „IHR SEID DAS SALZ DER ERDE“.
Es nützt kein Jammern und Lamentieren und Feststellen, dass eben nur noch so und so viele Christen da und dort sind. Es gibt nur einen Weg: Wir Christen müssen wieder ganz SALZ DER ERDE sein!
Warum verwendet Christus ausgerechnet das SALZ als Bild für unser Christsein?
Salz ist ein ganz wichtiger Mineralstoff und ältester Handelsartikel. Schon in prähistorischer Zeit spielte das Salz eine große Rolle. In vielen Kulturen galt es sogar als heilig wie zum Beispiel bei den Ägyptern, Sumerern und Babyloniern. Sie nutzten Salz als Gewürz wie auch als Konservierungsmittel für ihre Nahrung.
Auch Städte erhielten vom Salz ihren Namen. Denken wir nur an unsere Nachbarstadt Hall, die ihren Namen vom griechischen Wort hals – das Salz ableitet.
An all das müssen wir denken, wenn Christus zu dem kleinen Haufen von Männern und Frauen, die nicht theologisch gebildet, nicht immer die mutigsten und überzeugendsten Anhänger Jesu waren, wenn er zu ihnen in seiner Bergpredigt das starke Wort sagt: „IHR SEID DAS SALZ DER ERDE.“
- Salz ist ein Gewürz, das alle brauchen. Auf andere Gewürze und Raffinessen der Kochkunst kann man verzichten. Auf das Salz aber auf Dauer nicht. Was also Salz für die Speisen ist, das sollten die Jünger damals und die Christen heute für die Erde sein, für die menschliche Gesellschaft, nämlich Würze.
In der Tat, wir können die Welt würzen durch unser Anderssein.
- Christen sollen für eine echte Kultur der Liebe und Ehe sorgen mitten in einer hedonistischen Gesellschaft.
- In einer überladenen Konsumwelt braucht es Christen, die Vorbild sind durch vernünftige und bescheidene Lebensansprüche.
- Christen sollen vor allem in einer Gesellschaft eines eher oberflächlichen oder gar verschwindenden Glaubens das Zeugnis eines betenden Menschen setzen, der glaubt und vom unendlichen, liebenden Gott ergriffen ist.
„Ein Christ ist in dieser Welt da, damit der Geschmack an Gott nicht verloren geht“, so sagt Antoine Saint-Exupéry. So können Christen die Welt würzen durch ihr Anderssein.
- Salz hat eine weitere Eigentümlichkeit: Es ist da, wird gebraucht und verschwindet; man vermisst es eigentlich nur, wenn es fehlt. Es stellt sich nicht selber dar; es ist unauffällig. Aber es ist durch nichts zu ersetzen. Es wirkt. Wehe, wenn es fehlt. Dann wird die Suppe fade und geschmacklos. So auch der Christ.
Diese verborgene Kraft wird besonders deutlich im Leben der Stillen und Unscheinbaren. Es sind die unbekannten Christen, die einfach und bescheiden im Dasein für andere leben. Ihre Namen stehen nicht in der Zeitung, ihr Bild erscheint nicht im Fernsehen; nicht diejenigen, die sich selber ins Rampenlicht stellen, die meinen sie seien der Mittelpunkt der Welt, nein nicht diese, sondern die Stillen sind es, von denen Kierkegaard sagte, dass sie das einzige bisschen Christentum sind, das wir noch haben. Sie machen die Welt genießbar.
- Ein Charles de Foucauld hat lebenslang keinen Berber bekehrt. Er lebte still und zurückgezogen in der Wüste. Sein Geist aber wirkt heute noch nachhaltig in den Kleinen Brüdern und Schwestern um den ganzen Erdball.
- Eine kleine Theresa von Lisieux lebte nur hinter Klostermauern. Dabei ist sie wegen ihrer Christusliebe und Opferkraft anerkannte Patronin der Weltmission.
- Und ein Pfarrer von Ars, wahrhaftig die Bescheidenheit in Person, hat seine theologischen Examen oft nicht bestanden; aber er hat Hunderte und Tausende bekehrt und zu Christus geführt.
Das Salz stellt sich nicht selber dar. Es ist unauffällig; aber es hat unwahrscheinlich verborgene Wirkkräfte.
Liebe Mitchristen! Liebe Freunde von St. Bartlmä!
Welch ein Ehrentitel für uns Christen, vom Gottessohn als „Salz der Erde“ bezeichnet zu werden!
Welch eine Aussage, aber auch welch eine Forderung!
- Salz der Erde zu sein – als Würze für die Menschheit;
- Salz der Erde zu sein – das unscheinbar, unauffällig ist, aber verborgene Wirkkräfte besitzt.
Am Ende der Messe darf ich Ihnen einen kleinen Salzstreuer schenken. Er soll uns immer daran erinnern:
„Ihr seid das Salz der Erde!“– so hat er gesagt. Auch zu uns! Amen.
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